Sonntag, 22. Dezember 2013

Gehen um anzukommen




Als ich dich damals traf, schien es mir als gehörte uns die Welt.

Du warst der richtige – nur du und mit dir konnte ich alles erreichen.
Wir endeckten unser Land, wir eroberten und verbrannten die Erde hinter uns.
Wir erkämpften uns Plätze und verloren sie wieder.
Wir erreichten Orte und vergaßen sie mit der Zeit.

Irgendwann aber gefielen dir andere Plätze besser und interessierte mich für andere Orte. Ich erfüllte deine Erwarungen nicht mehr und ich fühle mich von dir unverstanden. Wir wurden oft richtig böse aufeinander und taten uns und niemandem um uns herum noch gut.

Anstatt darüber zu reden, reisten wir mehr und mehr alleine und irgendwann trennten uns unsere Wege, ohne das wir es merkten.

Als du die Reißleine ziehen wolltest war es schon längst zu spät. Ich hatte meine Reisetasche gepackt. - Unser Land kannte ich doch schon, ich wollte es nicht mehr und die Welt war doch so groß und es gab noch so vieles zu endecken.

Dein Kampf um mich trieb mich nur noch mehr von dir fort. Ich musste los und ging ohne mich umzusehen.

Es war eine wichtige Zeit. Ich lerne andere Länder kennen. Gutes und böses. Schönes und erschreckendes, fantastisches und unerklärbares.

Vor allem lernte ich aber mich kennen. Diese Reise war ein Weg zu mir selber.

Ich fing an zu akzeptieren und lernte zu verstehen. Ich verlor meine Ängste und erfuhr unendliche Dankbarkeit. Ich erkannte meine Grenzen und lernte sie zu überschreiten. Ich fiel tief und stand wieder auf. Ich kämpfte meinen eigenen Kampf und gewann durch die Liebe zu mir selber.

Ich reiste sehr weit und schlug Wege ein, die ich früher nie gegangen wäre. Wege die mir Angst machten, die mich stolpern ließen und auf denen ich mich verirrte. Nach jedem dieser Wege, war ich jedoch stärker als jemals zuvor.

Eines Tages ging ich wieder einen Weg den ich nicht kannte und als ich am Ende angekommen war, erschien alles seltsam vertraut aber doch ganz neu. Neugierig sah ich mich um und als ich genau hinsah erkannte ich dich.

Du standst einfach da, mit offenen Armen.

Heute habe meine Reisetasche wieder ausgepackt, die neuen Erfahrungen und alles was ich auf meiner Reise lernen durfte sind bei mir. Du hörst mir zu wenn ich davon erzähle, verstehst und akzeptierst mich und ich bin unendlich dankbar dafür.

Jetzt weiß ich, du bist meine Heimat und ich habe erkannt, dass man manchmal gehen muss um endlich anzukommen.

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