Mittwoch, 17. Juni 2015

"Sich selber lieben"aus Seelenband - Die Geschichte einer Geliebten, zwischen Herz und Verstand







Die Seele traf seit langer Zeit auf die Erinnerung, die in den wolkenverhangenen Himmel blickte und mit ihren Gedanken in alten Zeiten steckte. „An was denkst du?“, fragte die Seele liebevoll, denn auch sie hörte gerne die Geschichten von früher. Die Erinnerung hatte immer viel zu erzählen, und es war wichtig, ihr zuzuhören, denn durch das bereits Erlebte konnte man besser verstehen, warum man auf verschiedene Ereignisse so reagierte, wie man es grade tat.


"Ich denke über den Sinn unserer gelebten Beziehungen nach und vergleiche sie miteinander", antwortete die Erinnerung. „Was hat uns dazu bewegt, Beziehungen einzugehen, Beziehungen zu beenden, oder welche, die kaputt waren, aufrecht zu erhalten und um verloren gegangene Gefühle zu kämpfen? Worin liegt der Sinn, sich auf einen Menschen einzulassen, einem anderen Menschen seine Liebe zu schenken und sich dafür zu entscheiden, sein Leben mit ihm zu teilen, auch wenn das Risiko des Verlustes eines geliebten Menschen in dieser schnellen Zeit immer präsent ist?“

Die Seele dachte nach, und auch sie sah Momente der Vergangenheit. Momente des höchsten Glücks, der Freude, der Liebe, aber auch Momente der Hilflosigkeit, der Trauer und der Wut. 


Vielleicht, weil es das schönste Gefühl der Welt ist, mit einem Menschen, für den das Herz schlägt, gemeinsam gesteckte Ziele zu erreichen. In dessen Augen zu sehen und ihm sagen zu können, dass durch ihn das eigene Leben schöner, bunter und erfüllter ist, als ohne ihn. Weil es nichts Schöneres gibt, einen Menschen, den man liebt, glücklich zu machen?“
Das sehe ich nicht ganz so", antwortete die Erinnerung. „Natürlich ist es wichtig, den Menschen, den man liebt, glücklich zu machen, aber ist es nicht genauso wichtig, von diesem Menschen glücklich gemacht zu werden? Was nützt eine Beziehung, in der man jemanden versucht glücklich zu machen, aber erkennt, selber nicht glücklicher durch ihn zu werden? Dann ist die Beziehung einseitig und wenig wertvoll, oder? Erinnere dich an die Momente, in denen wir geliebt haben, aber nichts zurückbekamen. Wie haben wir uns da gefühlt?“ Die Seele dachte daran, an diese Momente, in denen sie geliebt hatten, aber nicht aus vollem Herzen zurück geliebt wurden, und wurde traurig. „Du hast recht“, sagte sie. „Erfüllung in der Liebe hat man nur, wenn man von einem Menschen, den man liebt, aus vollem Herzen zurück geliebt wird. Wenn man aber an der Liebe für sich zweifelt, dann ist es verletzend, man verliert den Glauben an sich selber und kämpft um etwas, das aussichtslos ist, denn Liebe zweifelt nicht. Liebe macht das Leben bunter, schöner und leichter – und niemals schwer. Das passiert nur bei toter Liebe, und wenn man das erkennt, dann wird es Zeit zu gehen, um wenigstens die Liebe für sich selber nicht zu verlieren.“


Es ist bitter und schmerzhaft, das für sich zu erkennen, aber das Allerwichtigste für jeden Menschen ist, ehrlich zu sich selber zu sein. Kein anderer Mensch ist es wert, dass man, nur weil ein anderer einen nicht genug liebt, die Liebe für sich selber verliert, denn sie ist das Wichtigste, was wir haben“, sagte die Erinnerung. „Denn nur mit der Liebe, die wir für uns selber empfinden, unserer Kraft und dem Mut, der in uns steckt, und mit einer Seele, so wie du eine bist, die die Gefühle zusammen hält, kann man zum eigenen Glück finden – und dieses ist niemals von einem anderen Menschen abhängig.“
 
Die Seele und die Erinnerung standen noch lange zusammen, blickten in den Himmel und waren sich dessen bewusst, dass alles, woran sie sich erinnerten und was sie in ihrem Leben bisher erfahren mussten, einzig und allein dem Sinn diente, zu erkennen, dass das Wertvollste, was ein Mensch besitzt, die Achtung und die Liebe zu sich selber ist.
 

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